Tradition ist die Weitergabe des Feuers
und nicht die Anbetung der Asche.
Gustav Mahler
Altes, Neues, Geborgtes, Blaues
... das soll die Braut zur Hochzeit tragen. Dieser Brauch geht bis in die Viktorianische Zeit zurück.
Etwas Altes: Mit etwas Altem ist gemeint, dass die Braut etwas trägt, das Bezug zu ihrer Familie oder ihrem alten Leben hat. Häufig trägt die Braut ein Schmuckstück, das in
ihrer Familie von Generation zu Generation weitergereicht wird.
Etwas Neues: Die Braut trägt etwas Neues, das für Glück und Erfolg in ihrem neuen Leben steht. Oft dient hierfür das Brautkleid, wenn es neu gekauft wurde, aber es kann auch
ein anderes Stück des Braut-Outfits sein.
Etwas Geborgtes: Etwas Geborgtes zu tragen, das schon von einer anderen glücklichen Braut zu ihrer Hochzeit getragen wurde, soll Glück mit in die frisch geschlossene Ehe
bringen. Hier kann die Braut sich ein Teil des Braut-Outfits, ein Taschentuch oder ein Schmuckstück borgen.
Etwas Blaues: Dies stammt noch aus den biblischen Zeiten, als die Farbe Blau für die Reinheit und Treue stand. Über die Jahre hat sich dies vom Tragen eines blauen
Kleidungsstückes zu dem blauen, unteren Bund des Brautkleides zu den heutigen Zeiten, in denen ein blaues Strumpfband getragen wird, geändert.
Das Brautpaar wird gefahren
Ein alter Aberglaube besagt, dass der Bräutigam nicht selbst das Hochzeitsauto (früher Pferdegespann) lenken darf, wenn er nicht direkt ins Unglück fahren will.
Falsche Braut
Am Tag der Hochzeit zieht der Bräutigam mit Verwandtschaft zum Haus der Braut oder fährt mit dem Auto vor. Beim Haus der Braut angekommen, erwartet der Bräutigam die Braut. Nun werden aber dem
Bräutigam alte Frauen oder junge, noch nicht heiratsfähige Mädchen als Braut angeboten. Erst nach längerem Hin und Her erscheint dann die richtige Braut. Diese Sitte ist auf den Volksglauben
zurückzuführen, die bösen Geister, die am Hochzeitstage besonders rege und gefährlich sind, täuschen zu müssen.
In der Zwischenzeit erhalten die Schaulustigen, Nachbarn und Bekannten der Brautleute Krapferl und Wein kredenzt („Brocka passn“).
Anstecker
Alle Gäste bekommen einen Rosmarinzweig.
Ursprung: Möglicherweise sollte die stark riechende Pflanze böse Geister vom Brautpaar abwehren. Außerdem sind immergrüne Pflanzen
ein Symbol für immerwährende Lebenskraft und sollen so einer Ehe Segen und Dauer verleihen.
Hochzeitszug
Der Weg zur Kirche, wie früher auch üblich, wird zu Fuß zurückgelegt. Das Ganze wird musikalisch mit Blasmusik unterlegt. Allen voran marschiert die Kapelle. Dann kommen die Kranzldamen
(Blumenmädchen) und Kinder. Dann die Jungendlichen und Unverheirateten. Dann der Bräutigam mit der "Kranzldam", das ist eine Art Brautjungfer. Dahinter Eltern und Trauzeugen mit Partner. Dann
kommen alle verheirateten Paare, und ganz hinten marschiert die Braut mit dem Brautführer (heute oft Brautvater).
Auf dem Weg von der Kirche zum Gasthaus marschieren dann Braut und Bräutigam zusammen.
Braut links oder rechts ?
Die Braut geht vor der Trauung immer LINKS und sitzt bei der Trauung in der Kirche (od. Standesamt) ebenfalls LINKS!
Nach der Trauung, also schon beim Kirchenauszug, geht die Braut RECHTS und sitzt dann auch bei der Tafel RECHTS.
Beim Auszug dreht man sich einfach nur um 180 Grad, und es muss daher auch nie der Platz getauscht werden.
Gilt auch für die Gangordnung: Bei unverheirateten Pärchen gehen Frauen immer LINKS. Verheiratete Frauen immer RECHTS.
Gratulationen in der Kirche
Gleich im Anschluss an die Messe muss das Brautpaar in der Kirche um den Hochaltar gehen und kann dann die Gratulationen der (geladenen) Gäste entgegennehmen. Die Schaulustigen können dann im Anschluss daran vor dem Kirchentor die Glückwünsche überreichen.
Vazoign (kommt von wegziehen/fortziehen)
Wenn die Braut ihren Heimatort verlässt und in eine andere Ortschaft zieht, wird der Hochzeitszug nach der Trauung von den Burschen angehalten und der Bräutigam muss seine Braut "auslösen".
Schließlich sind die Dorfburschen um eine "Heirats-Chance" ärmer geworden. Die Burschen schenken für jeden Gast ein Achterl Wein ein und die Hochzeitsgäste werden ebenfalls zu einer kleinen
Spende gebeten, um die Braut von den Dorfburschen "freikaufen" zu können. Die leeren Gläser werden dann zu Boden geworfen, wobei die Gläser auch kaputt werden sollen - da bekanntlich "Scherben"
Glück bringen. Erst wenn der letzte Hochzeitsgast ausgetrunken und sein Glas zu Boden geworfen hat, wird die Sperre aufgehoben.
Tanz
Dem Brautpaar gehört der erste Tanz - einen Walzer - ganz allein auf der Tanzfläche. Beim 2. Musikstück gibt es ein Solo für das Brautpaar mit den Eltern des Brautpaares, und beim 3. Musikstück
ist das Solo für das Brautpaar, den Eltern und den Beiständen gewidmet. Im Anschluss ist "Allgemeiner Tanz". Die männlichen Gäste sollten darauf achten, dass die Braut nicht zur Ruhe kommt. Am
Ende der Hochzeitsfeier sollte die Braut mit jedem männlichen Hochzeitsgast getanzt haben.
Gemeinsames Anschneiden der Hochzeitstorte
Braut und Bräutigam schneiden gemeinsam die Hochzeitstorte als Zeichen für ihren Zusammenhalt und Einigkeit in der bevorstehenden Ehe, an. Wer beim gemeinsamen Anschneiden der Torte die Hand
obenauf hat, der soll der Herr im Haus sein ... auf ewig.
Braut - vazahn
Früher war die Brautentführung eine sehr ernste Sache, da es oft auch vorkam, dass die Braut schon bei der Hochzeitszeremonie entführt wurde. Wenn der Bräutigam auf seine Braut nicht aufpassen
konnte, war er auch nicht wert, sie zu heiraten. Heute dient dieser Brauch lediglich dazu, das Brautpaar für kurze Zeit zu trennen, um irgendwo einzukehren. Freunde der Brautleute lenken den
Bräutigam und den Trauzeugen ab, um die Braut mit dem Brautstrauß zu entführen. Der Bräutigam bzw. der Trauzeuge der Braut müssen also auf den Brautstrauß während der Feier ganz
besonders achten, da sie nur dann die Zeche der Entführer zu bezahlen haben, wenn der Brautstrauß auch mit dabei ist.
"Braut auffedern" u. "Kranzl-Abtanzen"
Um Mitternacht wir die Braut zur Frau und der Bräutigam zum Mann, und es beginnt der Alltag im Eheleben. Der Braut wird Brautschleier aus dem Haar genommen, und dem Bräutigam ein Hut aufgesetzt.
Dazu gibt es folgenden alten Spruch zum "Braut auffedern":
Liebes Brautpaar!
Ich hab von eurer Hochzeit vernommen,
darum bin ich auch hierher gekommen.
Die Braut, sie möge mit mir geh'n,
und sich mit uns zum Tanze dreh'n.
Ist die Braut jung und frisch,
so steige sie über den Tisch.
Ist sie aber alt und krank, (damit meinte man früher "nicht mehr jungfräulich")
so gehe entlang der Bank.
Musikanten, spielt's auf ein Stück,
für die Braut gibt's kein zurück.
Dann nimmt die Brautmutter ihrer Tochter den Schleier ab. Alle unverheirateten Mädchen stellen sich hinter die Braut, die den Schleier rücklings in die Menge
wirft.
Mit der Brautzeit ist es jetzt vorbei,
nun kommt der Alltag herbei.
Jetzt setze dir ein Kopftuch auf,
wie es ist der Hausfrau Brauch.
Du, lieber Gatte, nimmst den Hut
und tanze nun mit frohem Mut.
Alle Männer stellen sich im Kreis auf. Das Brautpaar, bekleidet mit Kopftuch (Braut) u. Hut (Bräutigam), beginnt zu tanzen und der Bräutigam gibt seinen Hut an die
im Kreis aufgestellten Männer weiter. Jeder, der den Hut aufgesetzt bekommt, tanzt mit der Braut (=
Kranzl-Abtanzen) eine kleine "Runde im Kreis". In der Zwischenzeit werden Geldstücke auf die Tanzfläche geworfen, die das Brautpaar gemeinsam zusammenkehren muss. Nach alten
Überlieferungen war das Groschensammeln der Beweis für die Sparsamkeit der Braut.
Krapferl
Beim Abschied von der Hochzeitfeier bekommen die Hochzeitsgäste noch ein "Pschorr Packerl" (Hochzeits-Krapferl in einer Schachtel) mit auf den Heimweg (früher auch Teile des Hochzeitsmahls).
Über die Schwelle tragen
Hat das frischvermählte Paar die Hochzeitsfeier glücklich hinter sich gebracht, so kommt auf den Bräutigam nur mehr eine Kleinigkeit zu tun, die er aber bestimmt gerne auf sich nehmen wird. Wenn beide das erste Mal gemeinsam die neue Wohnung betreten, so muss der Bräutigam seine Braut über die Schwelle tragen. Dies hat den Sinn, so die Überlieferung - die Geister zu täuschen, nämlich, dass nur eine Person die Wohnung betritt.