Hörersdorf in alten Schriften - 1834

Hier ein Auszug eines alten Buches, über das "Viertel unterm Manhartsberg" aus 1834, wo wir die erste "Fremdenverkehrs-Werbung" über Hörersdorf lesen können. 

 

Im Anschluss, die "Übersetzung" von der Frakturschrift in die heutige gebräuchliche Druckschrift.

 

 

Hörersdorf

 

ein Dorf von 99 Häusern, welches Poisdorf zur nächsten Poststation hat, Pfarre und Schule befinden sich im Orte, im Decanate Laa, das Patronat gehört dem Fürsten Philipp Batthyann. An behausten Unterthanen besitzen hierselbst die Prinzendorf 62, Staatz 5, dann das Barnabiten zu Mistelbach 1. 

Landgericht ist die Herrschaft Staatz, Orts Conftriptionsobrigkeit die Herrschaft Prinzendorf. Der Werdkreis gehört dem Lin. Jnf. Regim. Nr 4. 

 

 

Der Seelenstand umfaßt in 106 Familien, 234 männliche, 244 weibliche Personen und 100 schulfähige Kinder, welche 18 Pferde, 140 Kühe, 250 Schafe und 150 Schweine halten. Im Ganzen können die hiesigen meist lehmigen Gründe nicht gut genannt werden, besonders da sie wenig Dünger erhalten, welchen man fast allen in die Weingärten verwendet.

Auch unterliegen sie öftern Reifschäden.

 

Die meist aus Hauern bestehenden Einwohner ernähren sich von einem bedeutenden Weinbau, wobei sie auch Körnerfrüchte, aber meist nur Korn und Hafer erbauen; Obst gibt es ebenfalls in Menge; im Ganzen sind sie gut bestiftet und haben auch die nöthigsten Handwerker unter sich. Die Viehzucht hingegen ist da keine Wiesen vorhanden sind in einem schlechten Zustande, das wenige Vieh wird daher meistens im Hause erhalten. Der Ort besteht in unregelmäßig zusammengebauten Reihen Häuser, welche meist mit Stroh gedeckt sind, und liegt in einem mäßigen hübschen Thale, eingehüllt von den Hausgärten, durch ihn führt blos eine Seitenstraße von der Stadt Laa nach dem Markte Mistelbach. Ein Bächlein fließt durch den Ort nach Siebenhirten. Die Gegend ist im Ganzen zwar nicht bergig, aber doch sehr angenehm, und auf den Hügeln sind so viel Waldungen vorhanden, daß die Einwohner ihren Holzbedarf daraus beziehen können. Die Jagd ist sehr unbedeutend, da außer einigen Hasen und Rebhühnern kein anderes Wild vorhanden ist. Wasser und Klima können gut genannt werden. Die nächstgelegenen Ortschaften sind Mistlbach, Aspern an der Zaya, Siebenhirten, Staatz und Ameis; erstere zwei Märkte jeder eine Stunde - die übrigen Orte minder weit entfernt.

 

Wenn man so die ganze hiesige Umgebung in Betrachtung zieht, so findet man, daß Hörersdorf entfernt von allen geräuschvollen Straßen in wahrhaft ländlicher harmonischer Stille recht malerisch gelegen ist. Besonders schön ist die Ansicht des Dorfes von der Seite von Frättingsdorf her, von welcher sich an der Anhöhe pitoreske Partien zeigen. In der That seltsam und wunderbar ist aber die Aussicht, wenn man die Anhöhe 

 

 

 

außerhalb Hörersdorf zwischen den Weingärten gewonnen hat, da eröffnen sich Gruppen beiderseitiger Hügelreihen, und in der Mitte zwischen denselben taucht wie aus einem Meer, weil der Hintergrund eine bis in die blaue Ferne sich verlierende Fläche bildet, auf ganz freien kühnen Felsen die majestätische Ruine von Staatz empor. Höchst merkwürdig ist diese Ansicht, die gewiß nicht überraschender und großartiger seyn kann, als von hier aus, wo uns die in fahles Licht gestellten verfallenen Schloßmauern ernst anstarren, die bedeutende Riesenstärke zeigend, welche sie einst in den grauen Vorzeiten gehabt haben, und noch jetzt in Trümmern gebrochen den Eingriffen der Zeit trotzend.

Fürwahr zwei sehr verschiedene Ansichten, nämlich jene nach den stillen Hörersdorf voll ländlicher Lieblichkeit und Anmuth, und dorthin nach jener vor Jahrhunderten so mächtigen Burg, wie nicht eine zweite Ansicht dieser Art in Oesterreich vorhanden ist. Schon dieserwegen allein wäre ein Ausflug für den Reisenden hieher belohnend. So birgt denn unser Oesterreich inmitten der lieblichsten Gebilde Absätze in der Natur die einen höchst ernsten Charakter an sich tragen, und unsere ganze Bewunderung verdienen.

 

Die Kirche welche klein und nicht von besondern ansehen ist, liegt über zweyhundert Schritte gegen Osten vom Dorfe entfernt, auf einem ziemlichen Berge, von wo aus dieselbe mit dem darunter sich hinziehenden Dorfe, ein schönes ländliches Bild gewährt. Sie ist dem heiligen Oswald, einstigen Könige von Dänemark, geweiht. An ihrem Aeußeren zeigt sich das gothische Presbyterium noch ziemlich fest, das später zugebaute Schiff, aber sammt dem drei Glocken enthaltenden Thurme, in neuerem ziemlich schlechten Style. Außer dem Hochaltar sind noch zwei Seitenaltäre, von denen der eine dem heiligen Florian, der andere der Jungfrau Maria geweiht ist, sämmtlich von Holz und einfach verziert vorhanden. An sonstigen Merkwürdigkeiten ist in diesem Gotteshause 

 

 

 

nichts zu bemerken, jedoch sind die Paromente hinreichend und für eine Landkirche auch schön zu nennen. Als Filiale gehort jetzt nur noch der Ort Frättingsdorf, 3/4 Stunde entfernt hierher, außer welchem früher auch noch Siebenhirten 1/2 Stunde weit eingepfarrt war, weßhalb sich damals zwei Priester hier befanden, gegenwärtig jedoch blos einer als Pfarrer die geistlichen Functionen versieht.     Der Leichenhof ist zunächst der Kirche angelegt.

Ueber das Geschichtliche in Bezug auf diese Kirche, führen wir an daß, obgleich keine Documente die ihre Gründung an geben vorhanden sind, dieselbe als eine Capelle, welche das erwähnte Presbyterium jetzt bildet, schon in frühen Zeiten bestanden habe, wobei auch das Pfarrdenkbuch erwähnt, daß im Jahre 1351 die erste Stiftung zur Verbesserung des Unterhaltes für einen bleibenden Pfarr Vicarius geschah, da solcher vorher von Mistelbach aus wohin Hörersdorf gewiesen war, erhalten ward. Auch über die Entstehung und das Alter des Ortes läßt sich zwar nichts Genaues angeben, jedoch finden wir denselben in einer Verkaufs Urkunde des Stiftes Klosterneuburg aus dem XIl Jahrhundert, worin ein Perdolf von Herolesdorf mit drei Söhnen erscheint, außer welchem jedoch keiner dieses Namens mehr vorkommt. Wahrscheinlich hatte diese Familie auch daselbst sin Besitzthum, da der Ort schon von jeher dem Stifte Klosterneuburg gehörte, das seit dem Jahre 1820, der Entfernung wegen, von dem ihm ebenfalls zugehörenden Prinzendorf aus, die Gerichtsbarkeit üben läßt, übrigens aber den Namen des Ortes angenommen, wenn nicht etwa selbst gegründet. Der frühere Namen Herolesdorf ist von seinem Erbauer Herold oder Heroles abgenommen, dagegen aber die jetzige Benennung als Hörersdorf, ohne allen Grund und Sinn verunstaltet worden.

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